VIELFALT DER KULTURLANDSCHAFT

Die kleinteilige Feldflur in der nördlichen Friedberger Au

Als sich in Mitteleuropa die Wälder lichteten, weil der Mensch zunehmend Raum für Ackerbau und Viehzucht in Anspruch nahm, folgten ihm viele Tiere und Pflanzen aus den kontinentalen Steppen-gebieten im Osten. Sie nahmen die veränderte Landschaft in Besitz, die nun auch ihnen neuen Lebensraum bot. Diese Kulturfolger sind seit Jahrtausenden fester Bestandteil unserer Landschaft.

Kulturfolger in Bedrängnis

Der erneute Wandel von der kleinteiligen, strukturreichen, bäuerlich geprägten Landschaft hin zu einer großflächig ausgeräumten Produktionsfläche bringt viele dieser Arten in Bedrängnis. Ihr Lebensraum verliert mit dem Wegfall von Hecken, Ranken und Säumen genau die Strukturen, die ihnen im Offenland seit jeher Rückzug, Schutzraum oder Nahrung boten.

Fleckerlteppich im Lechtal

Die Feldflur am östlichen Lechtalrand zwischen Derching, Stätzling und Lechhausen entspricht noch ansatzweise dem Bild einer intakten bäuerlichen Kulturlandschaft. Aufgrund der feuchten Niedermoorböden weist das Gebiet einen vergleichsweise hohen Anteil an Mähwiesen auf. Zwar wurden kleinere Flurstücke arrondiert, doch unterblieben bislang großräumige Zusammenlegungen. Ein kleinparzellierter, unterschiedlich genutzter und von größeren Verkehrswegen unzerschnittener Fleckerlteppich blieb so erhalten.
Der kleinräumige Wechsel der Nutzung zwischen den handtuchbreiten Parzellen bietet Tieren und Pflanzen übers Jahr eine hohe Strukturvielfalt. Bereits gemähte kurzrasige Wiesen bieten Nahrung und wechseln sich ab mit noch ungemähten Flächen als Rückzugsort, mit noch kahlen Äckern oder bereits hoch stehendem Getreide. Eingestreut liegende Hecken und Einzelbäume dienen als Nistplatz oder Ansitz.

Rebhuhn, Lerche & Co

So lassen sich hier noch Feldvögel beobachten, die andernorts selten geworden sind. Im Frühling und Sommer allgegenwärtig ist das unentwegt trällernde Lied der Feldlerche. Den Vogel selbst entdeckt man aber erst beim genaueren Absuchen des Himmels. Spiralförmig schraubt er sich in die Höhe, bis er nur noch als Punkt erkennbar ist. Mit etwas Glück trifft man auf Rebhuhn und Wachtel. Die scheuen Hühnervögel suchen Deckung in Hecken oder im Getreidefeld. Kommt man den Rebhühnern dann doch zu nahe, fliegen sie plötzlich mit hastigem Flügelflatterrn auf. Der hier vergleichsweise häufig vorkommende Kiebitz zeigt über den Wiesen seine Flugkünste. Mit Rotmilan, Schwarzmilan und Rohrweihe finden hier gleich mehrere Greifvogelarten geeignete Jagdgebiete und Brutplätze vor.

Titelbild: Stefan Gerstorfer

Bilder rechts: Goldammer, Kiebitz, Feldlerche, Rebhuhn und Feldhase finden in der kleinteiligen, offenen Landschaft Jagd- bzw. Rückzugsraum. Fotos: Gerhard Mayer