WO SICH FROSCH UND KRÖTE GUTE NACHT SAGEN

Die ehemalige Tongrube in Glon

Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen erhebt sich der aufgeschreckte Reiher in die Luft und strebt über die Abbruchkante der Grube hinweg dem nahen Wald zu. Wie der Weißstorch bedient auch er sich gern am reich gedeckten Tisch, den die seichten, warmen Tümpel und Pfützen am Grund der alten Tongrube bereit halten.

Im wichtigsten Amphibienlebensraum des Wittelsbacher Landes tummeln sich tausende Laubfrösche, etwa zwei Dutzend Wechselkröten, einzelne Kreuzkröten sowie zahlreiche Wasserfrösche, Grasfrösche und Erdkröten. Diese sind in der Lage, außerordentlich stimmgewaltige Konzerte anzustimmen.

Sonnenwarme, fischfreie Flachgewässer

Die 14 Hektar große Lehmgrube der Ziegelei in Glon nahm 1986 ihren Betrieb auf. Mit dem Abbau entstanden vegetationsfreie Flächen und temporäre Seigen. Zum Ende des Abbaus 2002 unterblieb glücklicherweise eine Verfüllung. Vielmehr wurde die Fläche auf Veranlassung der Unteren Naturschutzbehörde im Jahr 2002 vom Landesbund für Vogelschutz zum Schutz der bereits angesiedelten Arten sowie zu Zwecken der Biotopentwicklung erworben. So konnten nach dem Abbau zusätzlich Tümpel angelegt werden.

Die entstandenen besonnten Flachgewässer erwärmen sich rasch. Dadurch und vor allem durch die Abwesenheit von Fischen, dem Hauptfressfeind der Larven, bieten sie günstige Bedingungen für den Nachwuchs von Amphibien und Libellen. Neben der Wechselkröte, die in ganz besonderem Maß auf solche Laichgewässer angewiesen ist, haben sich auch mehrere Libellen angesiedelt, die jenseits dieser Grube selten geworden sind, darunter die Kleine Binsenjungfer und die Gebänderte Heidelibelle.

Ein ungestörter Platz für Bodenbrüter

Auf den störungsarmen und nur spärlich bewachsenen Rohböden der Abbausohle ziehen Kiebitz und Flussregenpfeifer ihre Jungen groß. Insgesamt wurden nicht weniger als 110 Vogelarten beobachtet. Schafe und Ziegen, die hier weiden, sorgen dafür, die Vegetation niedrig zu halten und einer Verbuschung der offenen Flächen vorzubeugen. Zum Schutz vor Fressfeinden wurden 2013 einige Sand- und Natursteinhaufen sowie Wurzelstöcke als Versteckmöglichkeit für Amphibien angelegt.

Von Glon aus kann der interessierte Besucher auf Wegen entlang des Grubenrandes wandern. Hier bieten sich von oben gute Einblicke in die Abgeschiedenheit dieser kleinen Welt. Auf Dauer kann der bedeutsame, wenngleich noch junge Sekundärlebensraum seine Qualität nur bewahren, wenn er von Störungen weitgehend abgeschirmt bleibt.

Titelbild: Die Flachgewässer in der ehemaligen Tongrube sind Laichplatz und Lebensraum zahlreicher seltener Amphibien. Foto: Stefan Gerstorfer

Bild oben: Zum Schutz vor Fressfeinden wurden 2013 einige Sand- und Natursteinhaufen sowie Wurzelstöcke als Versteckmöglichkeit für Amphibien angelegt. Foto: Siegfried Bless

Bild Mitte-oben: Die Blüte der Gold-Distel (Carlina vulgaris). Foto: Siegfried Bless

Bild Mitte-unten: Der Laubfrosch. Foto: Siegfried Bless

Bild unten: Die Wechselkröte. Foto: Gerhard Mayer