Seit Tagen regnet es in Strömen. Die Ach, sonst ein friedlich dahin gleitender Bach am südlichen Rand des Donaumooses, gespeist durch Zuläufe aus dem Hügelland, schwillt immer weiter an und tritt schließlich aus ihrem Bett. Der gesättigte Moorboden kann nichts mehr aufnehmen. Schnell überschwemmen die Wassermassen der Ach großflächig die weithin ebene Niedermoorlandschaft und entfalten ihre zerstörerische Wirkung.
Um die betroffenen Siedlungen im Donaumoos vor diesem Szenario zu bewahren, wurden im Zuge der Umsetzung des Entwicklungskonzeptes Donaumoos vier Rückhalteräume angelegt, die sich zu wertvollen Sekundärlebensräumen entwickelt haben.
Puffer für die Ach
Im Jahr 2001 entstand der Rückhalteraum Seeanger. Auf einer Fläche von rund 15 Hektar können bis zu 130.000 Kubikmeter Wasser der Ach aufgenommen werden. Ab einem 10-jährigen Hochwasser werden die Abflussspitzen in den Rückhalteraum eingeleitet. Hinter einem niedrigen Damm staut sich das Wasser an, ein Rohr drosselt den Rückfluss. So fließt das Wasser erst nach Abklingen der Hochwasserwelle zeitverzögert in die Ach zurück.
Refugium für seltene Arten
Mit dem Bau des Rückhalteraums, durch das Abschieben von Boden und die Anlage von Flachwasserzonen entstanden neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Zu den Profiteuren gehörten insbesondere Pionierarten, die darauf spezialisiert sind, neu entstandene, vegetationslose Standorte schnell für sich nutzbar zu machen. Mittlerweile stellt sich der Seeanger als Refugium zahlreicher seltener Arten dar. Experten konnten schon wenige Jahre nach der Anlage des Rückhalteraums außerordentliche Libellen nachweisen. Außerdem siedelte sich die im Wittelsbacher Land kaum mehr anzutreffende Kreuzkröte an.
Pflege und Schutz
Der Rückhalteraum wird extensiv mit Moorschnucken beweidet, um eine Verbuschung der wertvollen offenen Flächen auf schonende Art und Weise zu verhindern. Die Herde umfasst derzeit etwa 70 Mutterschafe.