REICHES LEBEN IM WALD AM FLUSS

Der Lechauwald von Todtenweis

Der Lechauwald Todtenweis ist der größte zusammenhängende Auwald zwischen Augsburg und der Lech-Mündung in die Donau. Als FFH-Gebiet genießt er europaweiten Schutzstatus. Er liegt innerhalb des großen zusammenhängenden Flussauenlebensraumes am Lech, mit seiner hohen Biotopdichte und wichtigen Brückenfunktion für Pflanzen und Tiere. Mosaikartige Durchdringungen von Auwäldern, Flussschotterheiden und kleinflächigen Auflichtungen sowie strukturreichen Übergangszonen bedingen die hier anzutreffende außergewöhnliche Artenvielfalt.

Der flussnahe, präalpine Auwald wird typischerweise von Grauerlen aufgebaut und in Teilen bis heute als Niederwald genutzt. Bei dieser traditionellen Bewirtschaftung erfolgt im mehrjährigen Turnus der Einschlag der Gehölze zur Gewinnung von Brenn- oder Bauholz. Vereinzelt, etwa im Umgriff der als Fischweiher genutzten Baggerseen, verändert der Wald sein Gesicht. Hier herrschen verschiedene Baum- und Strauchweiden vor, sowie periodisch von Hochwasser überstaute Wiesen, welche eindrücklich die typischen auendynamischen Prozesse von Überschwemmung und Trocken-Fallen widerspiegeln.

Wald-Wiesenvögelchen und Lungenkraut

Zu den charakteristischen Pflanzenarten der eingestreuten Heidewiesen gehören die Schwarze Akelei, die Berg-Wald-hyazinthe, der Österreichische Rippensame und das Weiche Lungenkraut, welches weltweit nur in Bayern vorkommt.

Der Kleine Schillerfalter ist vom Vorhandensein der Zitterpappel abhängig, an der sich seine Larven entwickeln. Noch auffälliger blauviolett schimmert der Große Schillerfalter, der wiederum auf Bestände der Sal-Weide angewiesen ist. Perlbinde und Kreuzdorn-Zipfelfalter lieben die lichten Auwälder mit ihren mageren Säumen. Hier fliegt auch das vom Aussterben bedrohte Wald-Wiesenvögelchen.

Für mehrere gefährdete Vogelarten ist der Auwald Rückzugsort und Brutplatz. Bereits Ausgang des Winters macht der Grauspecht durch sein „Lachen“ auf sich aufmerksam. Erst um die Pfingstzeit dagegen kann man die flötende, melancholische Balzstrophe des Pirols schon von fern aus den Baumwipfeln vernehmen. So markant sein Gesang auch zu hören ist, beobachten lässt sich der auffällig gefärbte Vogel kaum. Nur mit viel Geduld ist er im Laubdach der Bäume zu entdecken.

Den lichten Auwald erhalten Nachdem der Lech seinen Wildflusscharakter verloren hat und Auwälder nicht mehr auf natürliche Weise entstehen, zielen  naturschutzorientierte Bestrebungen primär darauf ab, möglichst lichte Auwaldstrukturen zu schaffen oder zu erhalten, etwa durch Beweidung, Fortführung der Niederwaldnutzung, die gezielte Entnahme von Fichten und das Offenhalten verbuschender Streuwiesen und Magerrasen.

Titelbild: Überschwemmter Auwald bei Todtenweis. Foto: Stefan Gerstorfer

Bild oben: Die Schwarze Akelei (Aquilegia atrata). Foto: Stefan Gerstorfer

Bild Mitte-oben: Das vom Aussterben bedrohte Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero) profitiert von Auflichtungen. Foto: Gerhard Mayer

Bild Mitte-unten: Der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia). Foto Werner Seizmair

Bild unten: Das Männchen des Neuntöters. Foto: Gerhard Mayer