NAGER ERWÜNSCHT

Das Biberbiotop bei Stuben

Wie von der Welt vergessen liegt dieser große Wald auf einem Hügelrücken im Norden des Wittelsbacher Landes. Klares Wasser sammelt sich in zahlreichen kleineren und größeren Mulden und Tümpeln, bahnt sich seinen Weg durchs frische Grün. Am Rande der Lichtung zeigen breite Schleifspuren im üppigen Grasteppich, wo große Äste zum Wasser transportiert wurden. Hier hat der Biber seine Burg errichtet und mit Dämmen den kleinen Waldbach in eine vielfältige Wasserlandschaft verwandelt.

Zwei Baumeister treffen aufeinander

Während der Mensch stets bestrebt war, die  schwer zu bewirtschaftenden Feuchtwälder trocken zu legen, verfolgte der Biber schon immer ganz andere Ziele. Seine Einflussnahme auf die Gewässer und deren Umfeld lief den menschlichen Zielen gerade-wegs entgegen und führte letztendlich zu seiner Verfolgung. Mit den letzten Biberabschüssen bei Gersthofen in den 1840er Jahren war der Biber in der Region schließlich ausgerottet. Die Wiedereinwanderung ins Wittelsbacher Land erfolgt seit 1990. Bereits zwei Jahrzehnte später hat der große Nager mittlerweile alle Gewässersysteme wieder besiedelt.

Biberburgenbaumeister

Am Zellerbächlein, das im Ebenrieder Forst entspringt, hat sich seit einigen Jahren eine Biberfamilie angesiedelt und den vormals recht monotonen Talabschnitt stellenweise unter Wasser gesetzt. Die ungestörte Lage im Wald ist ein Glücksfall für den kleinen Baumeister, der hier nahezu konfliktfrei seinen Biberbau errichten und die Umgebung gestalten darf - anders als anderswo im Wittelsbacher Land, wo er mit seinem Werk oft auf Grenzen der menschlichen Toleranz stößt.

Hier aber lässt sich beim Waldspaziergang unmittelbar neben dem Forstweg die ganze Palette bibertypischer Landschaftsgestaltung bestaunen. Bei jedem Besuch entdeckt man ergänzende Terrassen, neue Raumeindrücke und erweiterte Bauabschnitte. Wer einige Zeit ruhig am Ufer verweilt, kann mit etwas Glück den emsigen Baumeister bei seiner Tätigkeit beobachten.

Vielfältiges Leben in und am Wasser

Die hier im Bachtal nicht standortgerechten Fichten machen Platz für ein lichtes, sonnendurchflutetes Erlenwäldchen, vor Feuchtigkeit schmatzende Waldwiesen und offene Wasserflächen - eine bachauentypische Biberflur. Es wird spannend sein, diesen Entwicklungsprozess weiter zu verfolgen. Die Vegetation kann mit den schnell wechselnden Bedingungen kaum Schritt halten. Erst nach einer Weile werden die überstauten Flächen schließlich von Röhricht und Seggen bewachsen werden. Mit der Rückkehr der Feuchtlebensräume kehren auch zahlreiche standorttypische Tierarten wieder zurück bzw. siedeln sich neu an.

Titelbild und Bild unten: Alte Bäume fallen, junger Wald kommt nach.

Bild oben: Auf den lichten, nassen Waldwiesen wächst ein junger Erlenwald heran.

Bild Mitte: Mit Dämmen staut der Nager den Bach auf. Alle Fotos: Stefan Gerstorfer