Der vielstimmige Chor der Wasserfrösche liegt über der feuchten Schilflandschaft. Ein Graureiher erhebt sich von seinem Schlafbaum und zieht mit schweren Flügelschlägen davon. Nur mühsam lässt sich ausmachen, wo hier das Land beginnt und das Wasser endet. Eng verzahnt greifen Altwasserarme, Röhricht, Auengehölze und nasse Wiesen ineinander.
Nicht ganz linientreu
Die Paar verläuft mit relativ wenig Gefälle durchs Hügelland. Der kleine Fluss neigt daher zur Ausbildung von Flussschlingen oder Mäandern. Am Prallhang einer jeden Schlinge greift die stetige Kraft des strömenden Wassers an und trägt nach und nach das Ufer ab, während die mitgeführten Feinsedimente an den Gleithängen wieder abgelagert werden. So ist der Lauf einem steten Wandel unterworfen. Durchsticht der Fluss eine seiner Schlingen, wird diese abgetrennt. Letztlich entsteht ein Altwasser, welches nicht mehr durchströmt wird, sondern nur noch übers Grundwasser oder Hochwasserereignisse in Kontakt mit dem Fluss steht und ganz allmählich verlandet.
Die verlandende Wasserlandschaft
Östlich von Unterbernbach hat die Paar mehrere ihrer ehemaligen Mäanderbögen durchstoßen und so eine Altwasserlandschaft geschaffen (kleines Bild linke Seite). Inzwischen hat sich eine vielgestaltige Verlandungszonation ausgebildet: An Land finden sich Talwiesen, feuchte Hochstaudenfluren sowie von Erlen und Weiden aufgebaute Galerie-Auwälder. Wasserseitig schließen Seggen- und Röhrichtgürtel sowie Schwimmblatt-pflanzen an, darunter der zierlich weiß blühende Wasser-Hahnenfuß. Als anspruchsvolle Libellenarten schätzen Fledermaus-Azurjungfer und Großes Granatauge die Stillgewässer mit ihrer reichen Unterwasser- und Schwimmblattvegetation.
Zu viele Nährstoffe
Altwässer werden nicht mehr durchströmt und unterliegen damit einem natürlichen Verlandungsprozess. Zum Erhalt der gewässergebundenen Arten und Lebensräume müssen weiterhin Uferbefestigungen rückgebaut sowie Flachwasserzonen im Überschwemmungsgebiet angelegt werden. Um die natürliche Mäanderbildung zu befördern, bedarf es entsprechender Flächen entlang des Flusses. Zuletzt nicht mehr bestätigte Vorkommen von Froschbiss und Wasserfeder, beides attraktive Schwimmblattpflanzen, deuten auf Beeinträchtigungen dieses Lebensraums hin, insbesondere wohl auf die negativen Auswirkungen von Nährstoffeinträgen und Beschattung. Daher gilt es hier insbesondere, Nährstoffbelastungen zu reduzieren, beschattende Gehölze zurückzuschneiden und auf Fischbesatz zu verzichten.