Naturraum Paartal

Die Paar durchfließt das Wittelsbacher Land von Süden nach Nordosten. Sie durchschneidet dabei drei Naturräume, in denen sich ihr Talraum jeweils als eigenständige, bandartige Gewässerlandschaft von den umgebenden Landschaftsräumen absetzt. Das obere Paartal durchzieht als breites Kastental das Altmoränen-Hügelland. Erste Ansätze zu einem Tälchen erfolgten bereits nach Ausklingen der vorletzten (Riß-)Eiszeit. Zu einem ausgewachsenen Tal geformt wurde es aber erst über die Schmelzwässer der Ammersee-Gletscherzunge der letzten (Würm-)Eiszeit, die die Talsohle ihrer Hauptabflussbahn über das Lechtal nach Norden stark verbreiterten und die Talhänge markant versteilten.

Unterhalb von Mering, mit Erreichen der äußersten Randlage der Altmoränenlandschaft, mündet das obere Paartal ins Lechtal ein. Der breite Talraum war im mittleren und jüngeren Eiszeitalter für lange Zeit und für viele Flusskilometer gemeinsame „Spielwiese“ beider Gewässer. Ihre kaltzeitlichen Schmelzwässer führten Lech und Paar in verwilderten, vielstromigen Betten ab, ihre warmzeitlichen Abflüsse in einstromigen, mäandrierenden Betten. Dabei lagerten sie die mitgeführten Schotter und Sedimente ab und um.

Wohin des Weges?

Eine größere Schotteransammlung zwischen Lech und Paar versperrte noch in der Nacheiszeit die unmittelbare Mündung der oberen Paar in den Lech. So wurde diese in einer Senke am östlichen Rand des gemeinsamen Tals gehalten (südliche Friedberger Au) und floss über viele Kilometer parallel zum Lech in Richtung Norden. Auch heute begleitet die Paar den Lech ein stückweit am Ostrand des Lechtals, bevor sie bei Ottmaring ihren bislang nordwärts gerichteten Verlauf verlässt. Unvermittelt schwenkt sie hier nach Osten, durchbricht in einer schmalen Pforte die Lechleite, um dann, im unteren Paartal weiter Richtung Nordosten durch das Tertiärhügelland zu mäandern.

Wie lässt sich dieser plötzliche Schwenk erklären?

Das untere Paartal existierte zu jener Zeit als eigenständiges Tal im Tertiärhügelland. Die untere Paar besaß ein vergleichsweise starkes Gefälle. Mittels der Kraft ihres relativ schnell fließenden Wassers verlagerte sie ihr Quellgebiet durch sogenannte rückschreitende Erosion immer weiter flussaufwärts. In der frühen Nacheiszeit, also vor etwa 9.000 Jahren, hatte sie sich so den Randhöhen zum Lechtal bei Ottmaring bereits bedenklich ge-nähert. Nur ein Riegel aus kiesiger Molasse trennte hier noch die beiden Flusssysteme, bevor auch diese letzte Wasserscheide von der unteren Paar rückschreitend durchschnitten wurde.

Die obere Paar jenseits der vormaligen Wasserscheide wurde angezapft und in die untere Paar umgelenkt. Beide Flussgebiete waren somit zum heutigen Flusssystem vereinigt. Das enge Sohlental westlich Ottmaring bis zum Paardurchbruch an der Lechleite markiert damit eine eindrucksvolle Nahtstelle zweier morphologisch unterschiedlich entstandener Talräume. Den ursprünglichen Verlauf der Paar innerhalb des Lechtals zeichnet der heutige Verlauf der Friedberger Ach nach. Diese entspringt nördlich Kissing, bevor sie sich dann im weiteren Verlauf durchs Wittelsbacher Land „ins gemachte Bett legt“.

Titelbild: Griesbachmühle). Foto: Stefan Gerstorfer

Bild oben: Mäanderbögen der Paar bei der Tränkmühle südlich Aichach. Foto: Erich Echter

Bild Mitte: Obere und untere Paar vor der Vereinigung. Nach LfU 2009, geändert

Bild unten: Der heutige Verlauf der Paar. Nach LfU 2009, geändert