DER CO2-SPEICHER VOR UNSERER HAUSTÜR

Klimawirksames Donaumoos

Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden Moore als wertlos und öde angesehen. Der Mensch fürchtete und mied die Moore. Heute schätzen wir deren herausragende Bedeutung für den Wasserrückhalt, für den Erhalt spezifischer, seltener Arten und nicht zuletzt für den Klimaschutz.

Moorböden fungieren als Kohlendioxidsenke. Ungestörte Moore nehmen bei ihrem Wachstum permanent Kohlenstoff auf. Einen noch größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten sie durch die Speicherung des im Jahrtausende alten Torfkörper gebundenen Kohlenstoffs. Pro Hektar und Jahr speichert ein intaktes Moor im Mittel 700 Tonnen davon. Das ist sechs mal so viel, wie es ein Wald vermag! In Mooren sind weltweit schätzungsweise 30 Prozent des terrestrischen Kohlenstoffs gespeichert (500-650 Milliarden Tonnen), das heißt etwa doppelt so viel wie in der gesamten oberirdischen Waldbiomasse, obgleich Moore nur etwa drei Prozent der Erdoberfläche bedecken.

Einatmen - Ausatmen

Intakte Moore mit natürlichem Wasserhaushalt speichern das Treibhausgas Kohlendioxid, setzen aber auch das klimaschädliche Methan frei und verhalten sich somit in der Summe meist klimaneutral oder leicht positiv. Werden Moore jedoch entwässert, zersetzen sich die pflanzlichen Substanzen im Torf durch den Kontakt mit dem Sauerstoff aus der Luft. Der Moorkörper schrumpft jährlich ein bis zwei Zentimeter, man spricht von einer Moorsackung. Das vormals im Torf gespeicherte Kohlen-dioxid entweicht, zudem wird das extrem klimaschädliche Lachgas freigesetzt.

Renaturierung im Zeichen des Klimawandels

Durch eine gezielte Renaturierung bayerischer Moore könnten Kohlendioxidausträge von fünf Millionen Tonnen jährlich eingespart werden. Ganz grundsätzlich gilt: Die Nutzung von Moor als Acker und Intensivgrünland belastet das Klima am meisten. Eine Extensivierung kann Emissionen einsparen. Aber erst durch die Anhebung der Wasserstände kann ein deutlicher Klimaschutzeffekt erzielt werden, weil der höhere Wasserstand die Emissionen aus dem Zersetzungsprozess reduziert.

Aus Klimasicht lässt sich ein optimaler Wasserstand von circa zehn Zentimeter unter Flur ableiten. Hingegen kann eine Überstauung nährstoffreicher Flächen im Sommer hohe Methanemissionen auslösen, die den gewünschten Klimaschutzeffekt konterkarieren würden. Extensive Bewirtschaftungsformen wie die Streuwiesennutzung tragen deshalb am besten zu einer klimaschonenden Bewirtschaftung des Niedermoores bei.

Ein großer Schwamm gegen Hochwasser

Intakte Moore stabilisieren auch den Landschaftswasserhaushalt und wirken bei Extremregenereignissen regulierend auf die Abflussbildung, da der Moorkörper dabei wie ein Schwamm wirkt. So können gewässerbegleitende Moore einen Beitrag zum vorsorgenden Hochwasserschutz leisten. Auch die von den Gewässern mitgeführten Nährstoffe und Schadstoffe kann das Moor filtern oder speichern und so die Oberflächengewässer entlasten.

Durch die Wiederherstellung natürlicher Wasserstände, die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und die langfristige Reaktivierung der Filter- und Speicherfunktion ergeben sich Synergien zugunsten des Klima- und Gewässerschutzes. Darüber hinaus werden Lebensräume für die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten revitalisiert. Auf diese Weise wird auch noch zum Erhalt der Artenvielfalt beigetragen.

Titelbild: Abendstimmung im Donaumoos. Foto: Stefan Gerstorfer

Bild rechts: Das Donaumoos bei Grimolzhausen zeichnet sich durch seinen hohen Grünlandanteil aus. Foto: Erich Echter