ZU BESUCH BEI DEN JÄGERN DER NACHT

Die Mausohrkolonie im Kirchturm von Zieglbach

Es regt sich was hinter den Mauern des Kirchturms. In der abendlichen Dämmerung schwärmen sie lautlos aus in die hereinbrechende Nacht: Große Mausohren – sie sind der „Schatz von Zieglbach“. Mit etwa 200 Tieren sind sie die größte von vier regelmäßig kontrollierten Kolonien im Wittelsbacher Land. Der Dachstuhl des Kirchturms wird dabei aus-schließlich von Weibchen und ihren Jungen bevölkert. Die Männchen hingegen nutzen verschiedene Hangplätze und treten meist als Einzeltiere in Erscheinung.

Wochenstube im Gebälk

Die Fledermäuse nutzen den Turm der kleinen, im 17. Jahrhundert erbauten Kirche als Wochenstube. Anfang Juni bringen die Weibchen hier je ein Junges zur Welt, das nach sechs Wochen selbstständig ist. Im Gebälk des Turms hängen sie tagsüber gut verborgen und geschützt. Durch eine kleine Öffnung verlassen sie diesen allabendlich, um auf Beutezug zu gehen. Wo die Zieglbacher Mausohren auf Jagd gehen, ist nicht genau bekannt, jedoch dürfte sich ihr Jagdgebiet auf die größeren Wälder im Umkreis von zehn bis fünfzehn Kilometer rund um den Ort erstrecken.

Käferjagd im Tiefflug

Auf dem Speiseplan der Mausohren stehen Heuschrecken und Schmetterlinge, aber auch flugunfähige Käfer, die sie dicht über dem Boden fliegend lokalisieren, um sich dann auf sie zu stürzen. Entkommt ein Käfer, wird er auch mal flink krabbelnd verfolgt. Mausohren senden nicht, wie andere Fledermausarten, Ultraschall zur Ortung der Beutetiere aus. Vielmehr lokalisieren sie diese mittels ihres außerordentlich guten Gehörs. Bei der Suche und Auswahl spielt zudem der Geruchssinn eine Rolle. Allein die Zieglbacher Kolonie vertilgt so allnächtlich zwei bis drei Kilogramm Insekten.

Groß aber gefährdet

Mit sieben bis acht Zentimetern Kopf-Rumpf-Länge und einer Flügelspannweite von etwa 40 Zentimetern ist das Große Maus-ohr die größte Fledermausart Deutschlands. Die in der Region gefährdete Art gilt nach der Bundesartenschutzverordnung als streng geschützt. Für den Erhalt der Fledermausarten im Landkreis setzen sich die Untere Naturschutzbehörde, die Koordinationsstelle für Fledermausschutz sowie freiwillige Helfer ein.

Dachstühle von Kirchen und Kirchtürmen  sind beliebte Plätze für die Anlage der Wochenstube. Stehen hier notwendige Sanierungsarbeiten an, droht den Fledermäusen Gefahr. Erfreulicherweise ließ man bei der im Jahr 2012/2013 durchgeführten Renovierung der Zieglbacher Kirche Vorsicht walten und bezog die Bedürfnisse der tierischen Untermieter in die Planung mit ein. Meist helfen schon recht einfache Maßnahmen, wie das Freihalten der Ausflugöffnungen und das Verlegen der Bauarbeiten in die kalte Jahreszeit, wenn sich die Tiere andernorts in ihrem Winterquartier aufhalten.

Titelbild: Große Mausohren im Gebälk des Zieglbacher Kirchturms. Foto: Gerhard Mayer

Bild oben: Der Kirchturm von Zieglbach. Foto: Stefan Gerstorfer

Bilder Mitte und unten: Die Mausohren hängen kopfüber im Dachstuhl. Fotos: Gerhard Mayer