IM REICH DER WEISSEN NYMPHEN

Der Blumenthaler Weiher

Am Rande des Ecknachtals strecken ein paar alte Eichen ihre knorrigen Äste weit über die spiegelglatte Wasserfläche. Ein dichter Teppich weißer Seerosen leuchtet im warmen Abendlicht – weiße Strahlen um eine honiggoldene Mitte. Die Luft ist erfüllt vom Flirren der Libellen und dem vielstimmigen Chor der Frösche. Wer könnte sich dem Zauber entziehen, der an einem warmen Sommerabend von diesem Weiher ausgeht?

Frischer Fisch für den Klostertisch

In Blumenthal zeigt sich die Kulturarbeit der Klöster neben den erhaltenen Bauwerken auch in der land-, forst- und teichwirtschaftlichen Hinterlassenschaft. Bereits um das Jahr 1296 wurde hier an der Ecknach eine Deutschordenskomturei gegründet. Teile der größtenteils im 16. Jahrhundert errichteten Anlage blieben erhalten und stehen heute unter Denkmalschutz, darunter der Südtrakt des ursprünglich vierflügeligen Wasserschlosses.Um Blumenthal mit Fisch zu versorgen, wurden durch den Anstau quellwasser führender Bachoberläufe Weiher angelegt.

Auch alle anderen größeren Stillgewässer im Wittelsbacher Land sind menschlichen Ursprungs, ob aus fischereilichem Interesse, als Löschteich angelegt oder als Folge von Abbautätigkeiten. Verschiedene Kiesseen im Lechtal wurden nach Abschluss des Kiesabbaus zu Badegewässern umgenutzt und erfreuen sich heute großer Beliebtheit.

Kinderstube für Vögel, Frosch und Molch

Der Blumenthaler Weiher ist im Lauf der Jahrhunderte zum wertvollen Lebensraum für Amphibien, Libellen und Wasservögel geworden, vor allem durch seine vielgestaltigen Ufer, den kleinräumigen Wechsel von Schilfgürtel, Hochseggen und Hochstauden sowie die ausgeprägte Schwimmblattvegetation mit dem beeindruckenden Blütenteppich der Weißen Seerose.

Im Schilfgürtel hängen Röhrichtbrüter wie Teich- und Sumpf-rohrsänger ihre filigran gestrickten Nester zwischen die Halme. Stock- und Reiherente brüten eine Etage tiefer, direkt über dem Wasser. Auch Berg- und Teichmolche versammeln sich hier, vor allem aber eine kopfstarke Grasfroschpopulation, die jedes Frühjahr aus ihrem Winterquartier im benachbarten Wald zum Laichen an den Weiher kommt.

Refugium glitzernder Flugkünstler

Trotz des Fischbesatzes (Fische sind der Hauptfressfeind der Larven) hat sich eine artenreiche Libellenfauna entwickelt. Die bayernweit stark gefärdete Kleine Mosaikjungfer ist im Frühling eine der ersten Libellen, die über dem Wasser ihre Flugkünste zeigt. Sie ist auf Weiher und Altwässer mit Röhrichtzonen angewiesen. Durch Verzicht auf die fischereiliche Nutzung wäre das Idyll hinterm Schloss schließlich auch für diese Libelle perfekt.

Titelbild: Die Blüten der Weißen Seerose (Nymphaea alba). Foto: Stefan Gerstorfer

Bild oben: Schloss Blumenthal. Foto: Stefan Gerstorfer

Bild Mitte-oben: Die Kleine Mosaikjungfer (Brachytron pratense). Foto: M.R. Swadzba, Fotolia.com

Bild Mitte-unten: Der Teichrohrsänger im Schilf. Foto: Gerhard Mayer

Bild unten: Der Bergmolch. Foto: Olaf Pokorny, Fotolia.com